Angedacht

Krisenmodus

„Krisenmodus“ war das Wort des Jahres 2023. Das Jahr war von Krieg, Naturkatastrophen und Inflation geprägt. Die Ereignisse im Nahen Osten erschüttern zurzeit die Welt. In der Ukraine spielt sich leider das Drama weiter. Noch präsenter im Kopf sind unsere alltäglichen Herausforderungen, die uns müde und kaputt machen. Gefühlt, sind wir permanent im Krisenmodus und wir versuchen in unserem persönlichen Leben ein Feuer nach dem anderen zu löschen und manchmal alle auf einmal. Was macht man, wenn man das Gefühl hat, dass man den Schritt nicht mehr halten kann; dass man vom Leben einfach überrollt wird?

Der Prophet Jeremia schreibt in seinen Klageliedern in der Bibel:

„Dieses aber will ich meinem Herzen vorhalten, darum will ich Hoffnung fassen: Gnadenbeweise des Herrn sind’s, dass wir nicht gänzlich aufgerieben wurden, denn seine Barmherzigkeit ist nicht zu Ende; sie ist jeden Morgen neu, und deine Treue ist groß!“  Klagelieder 3:21-23

In den Klageliedern beklagt Jeremia das Schicksal der Einwohner von Judäa, die in Jerusalem getötet oder nach Babylon in Gefangenschaft verschleppt wurden. Sein Leid ist groß; kaum zu ertragen. „Gibt es denn ein größeres Leid als meines?“ fragt er sich in Klageliedern 1.12. Unser Leid im Hier und Jetzt scheint größer als alles andere und lenkt unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich.

Jeremia klagt, aber mitten in seiner Klage will er „Hoffnung fassen“. Er lässt sich nicht von Traurigkeit und Unmut überwältigen, sondern er richtet seinen Blick weg von seinen Schmerzen auf Gott. Jeremia vertraut darauf, dass Gott barmherzig ist. Dazu ist Gottes Treue so groß, sagt er. Seine Barmherzigkeit „ist jeden Morgen neu“. Und ich frage mich, wie meint er das?

Ich verstehe es so: Gott wird nicht müde uns mit Güte und Wohlwollen zu begegnen. Jeden Tag aufs Neue wird er uns an die Hand
nehmen und uns begleiten. Von seinem Thron im Himmel lächelt er uns freundlich zu, und zwar an jedem Morgen neu. Jeden Morgen gibt er uns neue Kraft. Er stellt uns jeden Morgen neue Ressourcen zu Verfügung: unser tägliches Brot, ein gutes Wort aus der Bibel, das uns ermutigt und motiviert, Menschen, die uns zur Seite stehen, und vieles mehr.

Gott ist barmherzig und treu. Darauf zu vertrauen hat Jeremia damals in seinem Leid geholfen. Das war sein „Krisenmodus“. Diese Erkenntnis hilft auch uns heute in Zeiten des Unmuts und der Unsicherheit. Gott hat sich seit damals nicht verändert.

Costel Cosman