Angedacht

Ein Herz und eine Seele

„Ein Herz und eine Seele sein“ bedeutet eine sehr enge Bindung haben, sehr eng befreundet sein, eine Einheit bilden, in größer Harmonie miteinander leben. Viele verwenden diese Redensart und sie wissen nicht, dass sie ursprünglich aus der Bibel stammt. In der Bibel lesen wir:

„Und die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seinen Gütern sein eigen sei, sondern alle Dinge waren ihnen gemeinsam.“ Apostelgeschichte 4,32 (SCH2000)

Man stellt sich so eine innige Bindung in der Familie, zwischen Geschwistern oder unter langjährigen Freunden vor. Doch in Apostelgeschichte 4,32 verwendet Lukas diese Redensart und meint damit nicht die Familie oder langjährige Freunde, sondern die christliche Gemeinde des ersten Jahrhunderts.

Das Geheimnis dieser engen Bindung in der ersten Christengemeinde ist kein Geheimnis mehr. Nach der Himmelfahrt haben die Apostel gemeinsam Gott im Gebet gesucht. Nach zehn Tagen des gemeinsamen beständigen und einmütigen Gebets sandte Jesus den ersten Christen seinen Heiligen Geist. Es war Jesus und seine Liebe, die die Apostel zusammengeschweißt hat, sodass sie „ein Herz und eine Seele“ geworden sind.

Worin zeigte sich diese enge Verbindung? Lukas berichtet: „Auch nicht einer sagte, dass etwas von seinen Gütern sein eigen sei, sondern alle Dinge waren ihnen gemeinsam.“ Die weltlichen Güter gehörten ihnen gemeinsam.

Man kann sich schwer vorstellen, wie eine solche Gemeinschaft heutzutage funktionieren würde. Und doch erlebe ich es jedes Mal aus erster Hand, wenn ich in der Gemeinde am Potluck teilnehme. Da ist für mich die Gemeinde „ein Herz und eine Seele“ so wie es in Apostelgeschichte 4,23 beschrieben wird. Jeder bringt sein Essen mit und stellt es allen zur Verfügung. Jeder bedient sich von allem, als ob sein Eigen wäre. Zum Schluss hat jeder gewonnen. Man wurde durch die anderen bereichert.

Nicht nur beim gemeinsamen Essen, sondern auch im Hauskreis teilt man sein Haus oder seine Wohnung mit anderen. Es geht nicht nur um die materiellen Güter. Man erzählt und teilt seine Freude, seine Erfahrung, sein Leid und sein Wissen mit den anderen. Wir sind reich durch die anderen. Wir sind reich, weil wir Teil der Familie Gottes sind. Auch die anderen werden durch uns bereichert, wenn wir uns mit unseren weltlichen Gütern aber auch mit unseren geistigen und geistlichen Gaben einbringen.

Es ist genau das, was Jesus für uns getan hat, wie Paulus in 2. Korinther 8,9 berichtet: „Ihr wisst ja, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe für euch getan hat. Er war reich und wurde für euch arm; denn er wollte euch durch seine Armut reich machen.“

Costel Cosman